Engen, den 12.12.2016
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Liebe Aktive für freien Weizen,
Bundesagrarminister Schmidt hatte für heute die Forschungselite zum internationalen Weizenkongress nach Frankfurt am Main eingeladen, um neue Technologien gegen den Welthunger zu diskutieren. Teilnehmer/innen kamen aus der Wissenschaft, von Behörden – und etlichen großen Saatgutkonzernen. Die Tagungsleitung lag bei der von den G20 ins Leben gerufenen Wheat Initiative, zu deren Mitgliedern auch Bayer, Monsanto, Syngenta, Limagrain, KWS - also die größten Gentechnikkonzerne weltweit - gehören. Einladung und Eröffnungsworte betonten das Ziel, die Welt zu ernähren – für das Agrarministerium offensichtlich kein Grund, den Dialog mit Bäuerinnen und Bauern aus der ganzen Welt, bäuerlichen Züchtern, Erhaltungsinitiativen und Expert/innen für Welternährungsfragen vorzusehen.
Doch die Elite sollte nicht lange unter sich bleiben: Aktive von Aktion Agrar und der Saatgutkampagne standen auch auf der Gästeliste.
Wir verteilten Flyer auf den Konferenztischen, Redezeit wurde uns aber nicht gestattet. Als Agrar-Staatsekretär Peter Bleser gerade seine Lobrede auf Hybridforschung und die Ertragssteigerung der Konzerne hielt, traten wir mit einem Banner mit der Aufschrift: "Freier Weizen statt Konzerngetreide!" nach vorne. Dann wurden wir vorübergehend des Saales verwiesen.Wir nehmen es nicht hin, dass öffentliche Gelder an Gentechnikkonzerne vergeben werden, um Hybridgetreide zu entwickeln, das Bauern und Bäuerinnen abhängig machen wird. Und stellten einmal mehr klar: Der Hunger auf der Welt hat seine Ursache nicht in unzureichender Produktion von Nahrungsmitteln, wie am Rednerpult immer wieder behauptet wurde, sondern in Armut und in fehlendem Zugang zu Land, Wasser und angepasstem Saatgut. Viele interessierte Kongressteilnehmer/innen nahmen gerne unsere Kekstüten mit leckeren Plätzchen entgegen. Man darf gespannt sein, wer von ihnen den Appell unterzeichnet. Du hast hoffentlich schon, oder?
Es ist bezeichnend und kalkuliert, dass die Bundesregierung und Gentechnikkonzerne immer wieder mit dem selben Argument von Produktionssteigerung für die Welternährung kommen, wo doch heute schon mehr als genügend Nahrung für alle Menschen auf der Welt produziert wird. Diese Erzählung nutzen sie auch, um eine vermeintliche Notwendigkeit von Gentechnik in der Landwirtschaft zu begründen. Diese profitgierigen und gefährlichen Strategien dürfen nicht auch noch mit öffentlichen Forschungsgeldern unterstützt werden. Stattdessen müssen bäuerliche Saatgutsysteme, die tatsächlich die Welt ernähren, gefördert werden!
Der in Frankfurt diskutierte Hybridweizen wird gewonnen durch eine gentechnische Kastration der Weizenpflanzen, die dann fremdbestäubt werden sollen. Für dieses Saatgut schafft die Bundesregierung aktuelle Voraussetzungen auch auf einem anderen Konfliktfeld: Dem der Zulassung für den Anbau gentechnisch veränderter Pflanzen.
Obwohl intensiv diskutiert, wird das Gesetz, das ein nationales Anbauverbot für gentechnisch manipulierte Pflanzen regeln soll, vor allem ein Gesetz der Hintertüren für gentechnisch veränderte Organismen (GVO). Der Bundesrat hat nur noch bis zum 12. Dezember Zeit um auf den Gesetzesentwurf zu reagieren. Er muss diese Hintertüren für GVO schließen. Die Mehrheit der Bevölkerung in Deutschland und Europa will Gentechnik weder auf ihren Tellern noch auf den Äckern. Eine große Bewegung von Bäuerinnen und Bauern, von Imker/innen, Umwelt- und Verbraucherschützer/innen hat Jahrzehnte lang für eine gentechnikfreie Landwirtschaft gekämpft. Diese Erfolge dürfen jetzt nicht rückgängig gemacht werden!
Also lasst uns jetzt in diesen wichtigen Tagen gemeinsam Druck machen: für freien Weizen, für bäuerliche Landwirtschaft ohne Gentechnik!
Noch vor dem 3. Advent starten wir den Schneeball-Effekt: Leite diesen Newsletter an eine Freundin oder Freund weiter, und gewinne sie/ihn dazu, bei den Aktionstagen für freien Weizen mitzumachen und den Appell zu unterzeichnen. Oder zieh mit unserem Miniflyer und Unterschriftenliste um die Häuser und Weihnachtsmärkte. Jede Stimme zählt. Lasst uns weiter dranbleiben!
mit kämpferischen Grüßen aus Frankfurt,
Jutta Sundermann, Leonie Dorn, Karen Schewina